Silvio Panosetti

Terre de Salvaesche

Reise in das Innere einer Landschaft

29. Mai – 11. Juli 2021

Finnissage am Sonntag, 11. Juli 2021 um 17 Uhr
mit einer Lesung von Thomas Brunnschweiler
aus Wolfram von Eschenbach’s Parzival

‘Was auch immer in Büchern geschrieben steht, dadurch habe ich meine Künstlerschaft nicht erlangt. Nicht anders bin ich wissend geworden als durch die Kunst, die mir den geistigen Sinn offenbart hat.’

Wolfram von Eschenbach

Vernissage
29. Mai 2021 18-20 Uhr

Öffnungszeiten
Sa | So 14-18h
sowie auf Anfrage

KunstRaumRhein
Haus Julian
Dorneckstr. 37
4143 Dornach
Tel +41 61 683 08 70

Silvio Panosetti arbeitet seit Jahren als Fotograf und Autor. Die Aufnahmen zum Thema Terre de Salvaesche sind im Jahr 1989 entstanden. Inspiriert durch das Buch Wolfram von Eschenbach und die Wirklichkeit des Grals von Werner Greub, verbrachte Panosetti damals drei Monate mit Mittel- und Grossformatkamera in der Eremitage, einem geschichtsträchtigen Gebiet hinter Arlesheim (Schweiz). Die Bilder sind erstmals vollständig in dieser Ausstellung zu sehen.

Die Faszination des Innehaltens

Von Dorothea Deimann

Zur Ausstellung von Silvio Panosetti
Terre de Salvaesche – Reise in das Innere einer Landschaft
im KunstRaumRhein vom 29.5. – 4.7.21

Jeder schöpferische Geist stellt während des Schaffensprozesses fest, wie sehr intuitive Erscheinungen und logische Intelligenz verwoben sind. Der Moment, wo unbewusste Inspiration endet und klarsehender Wille beginnt, ist nur schwer zu benennen. Gelegentlich verursacht der Wille plötzlich und aufbrechend die Inspiration, manchmal begleitet er sie. Das Wollen des Gedankens wirkt fast intuitiv, unbewusst. Schnelligkeit, höchste Anspannung sind nötig, um das Ineinandergehörende, das sich aus sich selbst hervorkristallisiert, zu schauen und zu erfassen.

Die Faszination des Innehaltens:
Der Mittelpunkt wird zum Rahmen des «Gemäldes», wird zur Grenze seiner Begreifbarkeit, wälzt sich aus sich selbst hinein in seine Ertastbarkeit. Der Künstler im Schöpfungsprozess gibt dem Motiv seinen geistigen Schwerpunkt, den kernbildenden, sachgemässen Mittelpunkt. Vom Kern strömt die Leidenschaft des Künstlers aus. Sie setzt Momente wie Hinfall und Dauer ins Bild, rührt an die endlichen Geheimnisse aller Geheimnisse, erinnert an die Muse, die zwischen Geist und Mensch weht und wechselt.

Die Inszenierung:
Die präzise Darlegung eines Bildes geht vom eigenen Erleben aus. Die Suche nach sich selber beginnt mit Sehnsucht, stösst aber auf schmerzende Wahrheiten, bevor sie das Mysterium des Lebens, die Schönheit, erfährt.

Schönheit findet nicht in den Augen statt. Sie beginnt in den Vorstellungen unserer Seele.
Es gibt also zwei Teile des Vorhabens:
1. Die äussere Wahrnehmung, die Fakten beinhaltet.
2. Das innere Gefühl, welches zustimmt mit JA – oder sich verweigert mit NEIN.
Inspiration beginnt, wenn der Künstler nach dem Widerstreit im Innern die Stimme vernimmt, die Ja sagt, und sich dies in das Innigste erfüllt. 

Für den Künstler ist dieser ihm eigene, nicht abgesicherte Weg der einzig gangbare. Die Fülle des Lebens auf diese konsequente Weise zu erfahren, wird die Zündung für das Glück.

Silvio Panosetti hat sich auf den Weg gemacht. In ihm schlummert die Erwartung der Perfektion, ebenso seine Sehnsucht nach Schönheit und ihren Botschaften.
Jedes Kunstwerk widmet sich der Schönheit, jede positive Arbeit präsentiert und zelebriert sie. Silvio Panosetti hält Momente fest. Tage und Monate der anstrengenden Zuwendung gehen der Entscheidung des Klicks voraus. Schmerz und Trauer bilden jedoch nicht das Zentrum seiner Arbeit, wohl aber die emotionale Betroffenheit als Auslöser. Der Moment ist bewegt von innerster Stille, selbst dann, wenn es nicht still ist. Bedeutsam ist der Respekt vor dem Objekt.

Die Schönheit seiner Arbeiten wohnt in der Erinnerung des Gefühls. In ihren Kompositionen ist erfahrbar, wie der Künstler nach bestimmten Lauten oder Schwingungen forscht, die ihm für ein Arrangement akzeptabel sind. Schönheit beschreibt auch das Glück der Gleichzeitigkeit, in der Intuition und Wille sich entsprechen.
Wir entschlossen uns, diese wichtigen Photographien von Silvio Panosetti aus der Eremitage in einer Einzelausstellung im KunstRaumRhein in Dornach komplett zu zeigen, als Geste der ZURÜCKEROBERUNG: Der Künstler führt uns zu den damaligen Eindrücken der noch unberührteren Landschaft der Eremitage. Im Rück-Blick mit zeitlicher Distanziertheit taucht die Erinnerung gehabter Stimmungen in der Gegenwart verwandelt auf.

Was Silvio Panosetti an Wissen erfährt, prüft er am Leben. Er zählt nur das als erworben, was sich bestätigt. Philosophie und eigenständiges Denken ist zwingender Teil seiner Arbeit. Zu den wichtigen Fragen findet er durch seine unbefangene Grundhaltung. Er legt im Schaffensprozess Auswendiggelerntes zur Seite. Formale Technik muss als Fähigkeit beherrscht werden, darf dem Individuellen aber nicht im Wege sein. Sie steht am Ende des kreativen Prozesses.
Silvio Panosetti erringt sich durch die Arbeit als Fotograf und Autor die Fähigkeit des überquerenden Denkens. Er sucht seinen Weg zu Lösungen der Probleme ausserhalb der Felder, in welchen sie entstanden sind, hin zu immer umfassenderen Perspektiven.

Der Wind in den Gräsern,
die glitzernden Wellen, die einander folgen,
der Flügelschlag der Vögel…
Alles erzählt
vom Glück.

© Dorothea Deimann, Mai 2021