Irina Bugoslavska ist diplomierte Architektin. Sie absolvierte die Kunstschule in Chabarowsk und studierte an der Akademie der Künste in Kiew. Seit mehr als zwanzig Jahren lebt und arbeitet sie in Leipzig, wo sie sich vollständig der Malerei widmet. Auf markante Art und Weise beschreibt sie mit ihren Bildern die sich rapide verändernde Welt, die den Menschen vor gänzlich neue Herausforderungen stellt. Wir präsentieren ihre dritte Einzelausstellung im KunstRaumRhein.
KunstRaumRhein
Haus Julian
Dorneckstr. 37
4143 Dornach
+41 (0) 61 683 08 70
Öffnungszeiten
Sa + So 14.30-17.30
Vernissage Sa 21.10.23 17.00-19.00 Uhr
Finissage Sa 25.11.23 17.00-19.00
Eintritt frei
Kuratorin und Kontakt
Dorothee Deimann
Tel. +41 (0)79 904 90 69
Email
NO ESCAPE
Zur Ausstellung von Irina Bugoslavska im KunstRaumRhein
Irina Bugoslavskas künstlerische Entwicklung geht einher mit jener der Welt. Ihre erste Ausstellung ZURÜCKKUNFT (2020) im KunstRaumRhein in Dornach zeigt noch deutlich ikonische Elemente östlichen Kunstschaffens. Ihre Motive verweisen immer wieder auf die ursprüngliche Harmonie eines geistig-göttlich vorgestellten Universums, symbolisiert durch himmlische Figuren oder Werkzeuge gotischer Baukunst, unterstützt durch Gold (Schlagmetall) und Geometrie. Zugleich skizziert Irina Bugoslavska die Folgen einer zunehmenden Unordnung auf Erden. Arrangierte Figuren klassischer Kunstgeschichte zeigen durch «Krakelee» (Maltechnik) ihren Zerfall. Ein Sterben in Anmut. Ebenso thematisiert die Künstlerin subtil, mitunter aber auch deutlich, die durch Technik und Unmoral herbeigeführten Destruktionen von Mensch und Natur. Trotzdem: Irina Bugoslavskas Kunst ist niemals ohne Hoffnung. Figuren, Antlitze und Farben zeugen jeweils von Zuversicht und Lebensmut. Die zweite Ausstellung DÉJÀ-VU (2021) setzt das Thema andernorts, in Japan, fort. Eine noch ältere, noch stolzere Hochkultur mit Samurais, Geishas und vielfältigen Kulturprodukten entrinnt ebenso wenig ihrem eigenen Zerfall. 2023 nun, mehr als ein Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine und im Rückblick auf eine Pandemie, deren desaströse Folgen für Kultur und Natur noch kaum abschätzbar sind, zeigen sich die Bilder von Irina Bugoslavska radikal neu, zugleich aber in thematisch eindeutiger Kontinuität. Das Alte ist nicht mehr da, das Neue noch nicht geworden. Junge Frauen und Kinder werden konfrontiert mit der Bodenlosigkeit der Gegenwart. Überraschend verweigern sie alle Verzweiflung oder Resignation. Sie sind herausgefordert, auch müde. Zeitzeichen Verletzlichkeit. Aber mit beinahe irrationalem Lebenswillen stellen sie sich dem sie umgebenden Chaos und schöpfen Mut aus dem, was ihnen hoffnungsvoll und lebendig entgegentritt. Ein Keimling, oder ein anblickendes und angeblicktes Gegenüber. NO ESCAPE bedeutet keinen religiösen oder materialistischen Fatalismus. Weder Gott noch die Natur haben die Zukunft unverrückbar determiniert. Aber es gibt, so scheint uns Irina Bugoslavska zuzurufen, keinen anderen Weg, als sich der Realität der Gegenwart zu stellen. Flucht in die Vergangenheit oder das Verschliessen der Augen vor dem, was ist, sind keine Auswege. Es gilt durch das Nadelöhr des Augenblicks, den Kreuzpunkt der Gegenwart, Neuland zu betreten und Zukunft zu gestalten.
Dr. Simon Mugier (Kulturmanagement)
Dorothée Deimann (Kuratorin)
KunstRaumRhein
29.9.2023
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.