Pat Portenier

Einblicke

16. März bis 27. April 2019

 

 Flyer

Ans Licht geholt – Text der Kuratorin zur Ausstellung

Ans Licht geholt

Text von Dorothee Deimann zur Einzelausstellung
EINBLICKE von Pat Portenier
im KunstRaumRhein vom 16. März bis 27. April 2019

Während einer Gemeinschaftsausstellung in Bad Säckingen machte ich erstmals Bekanntschaft mit den Arbeiten von Pat Portenier. Dunkel, mystisch, symbolhafte Zeichen, faszinierend für die Menschen seit Jahrhunderten. Eine Magie, die an Kräfte, an Ahnungen, Ängste und Sehnsüchte erinnert. Der Zeitgeist unterliegt Verwandlungen, die Menschen durchleben ihn un-bewusst, durchschauend oder verdrängend. Pat Portenier stellt sich seinen Alb-Träumen, den Botschaften und Zeichen aus einer Welt, die für viele unsichtbar bleibt, höchstenfalls fühlbar ist. Für ihn gibt es keine Verdrängung der Bilder, keine Verweigerung der Selbsterkenntnis! Sein innerer Kampf widersteht der Angst vor dem Öffnen der Türen, die schwer nur zu öffnen sind – und eine Grenzüberschreitung erfordern. Mut zum Schritt in das Neue, die Unsicherheit, nicht wissend was kommt, gut oder böse, liebevoll oder zerstörend.

Pat Portenier ist vorbereitet, ist durch seine Jahrzehnte währende, kontinuierliche Tätigkeit fortgeschritten. Er bekommt Informationen zu seinem Schaffen jenseits der Orte des rein Materiellen, durchwandert die Abgründe des Bewusstseins. In seinen Träumen fischt er nach Greifbarem, zur Gestaltung Drängendem und widerspiegelt es in seinen Bildern. Das ist ein schonungsloser Weg.

Spirituelle Weisheit erwächst seiner Auseinandersetzung mit Wesen und Erscheinungen in unserer uns umgebenden Welt, die anders stofflich erscheint, flüchtig, aufflackernd, allerdings auch bedrängend, belastend, bedrückend unsere Stimmungen einfärbt, die uns schlaflos machen, aber auch zeitweise erfrischen und erheitern können.

Die Furcht vor den vielfachen Erscheinungen, die uns zum Greifen nahe, zum Empfinden durch die Atmosphären spürbar sind, ist sehr begründet: kriegerische Religiosität, militärische Kreuzzüge, Hingabe an die zerstörerische Kraft des weltbeherrschenden Mammon, Gentechnik und künstliche Intelligenz, Umweltzerstörung, medizinischer Fortschritt und medizinische Ohnmacht, all das bestimmt uns, beängstigt, verunsichert, bringt uns zu starker Konfrontation mit Todeserlebnissen, rückt die Tatsache des Todes in unser alltägliches Leben mit der entstehenden Frage, woher kommen wir, was erwartet uns am Ende des Lebens.

Das Sinnliche beherrscht unsere Zeit fast ausschliesslich: Egoismus, Härte, Rohheit und Lieblosigkeit bilden eine Quelle von Krankheiten. Wir entdecken viele Mängel, haben an der Grenze der äusseren Wissenschaft keine Organe, keine Werkzeuge, um eine Verwandlung vornehmen zu können. Pat Portenier begibt sich in diese Räume der besonderen Art. Anknüpfend «an das Erbe der Surrealisten und Phantasten» (Zitat A. Flavia Barbier) widmet er sich seinen aussergewöhnlichen Wahrnehmungen. Aus dem Chaos der Bildwelten, aus Träumen, die ihn in die imaginäre Welt der Zeitlosigkeit bewegen, greift er sich nach und nach, zunächst nur gefühlsmässig, seine Gestalten. Indem er sie sich aneignet, setzt er sich – zunächst mit seinem künstlerischen Talent – in Beziehung, in den Dialog mit Figuren, aussergewöhnlichen Landschaften, irdisch befremdlichen Bildabläufen.

Pat Portenier besitzt – was alle Künstler ausmacht – ein grosses Potenzial an Talent. Die tägliche Beschäftigung über Jahrzehnte zeugt aber von seinem Genie, das aus der Eigen-Art seines Werkes spricht. Er verharrt nicht in einer Art somnambulen Zustand. Sein Zugriff kennt keinen Tand! Er weiss, dass sein gestalterischer Wille sich nicht auf Nichtssagendes kapriziert. Leidenschaftlich stellt er sich dem Gefühl und dem Verlangen nach dem Ungewöhnlichen, geht mit seinen Gestalten um wie mit Seinesgleichen, befreit die Gespenster aus ihrem Kerker und lässt ihre Schatten atmen (Werk 482/10/18 – Licht ins Dunkel). Sein mutiger Weg durch das Chaos entdeckt die unterschiedlichsten Wesen, er verleiht ihnen durch seine Schöpfung DASEIN. Interessant ist, dass blosse Schönheit allein zur Fadheit verblassen müsste, zu einer Übersättigung, wie der Besitz. Die Gebärden und Schrecken seiner Einblicke erinnern an die Fülle des Augen-Blicks, jenseits aller Affektiertheit und bar aller Verstellung, fast kindlich. Wo wird die Phantasie angelegt, im Herzen, im Kopf? Was erzeugt sie, was nährt sie?

Pat Portenier verbindet das Bekannte, das Wahrscheinliche und das Mögliche zu seiner eigenen Neuschöpfung. Innerhalb der Kunst gibt es keine Grenzen, Phantasiewesen zu gestalten. Er eignet sie sich an, zerreisst den Schleier, der das Seiende vom Möglichen trennt, wirft seinen Blick ins Dunkel und – in zurückgeworfenem Strahl – fischt er eine Gestalt, einen Gesichtszug, einen Raum, eine Farbe.

Wer sich herbeilässt zu folgen, ist nicht dazu geschaffen, voranzugehen. Pat Portenier wagt sich hinaus. Ihn bewegt dementsprechend die Erfindung der Maschinen, der daraus sich enthebenden Wesen, die uns überwältigen in ihrer Menge, die aus den Technologien unserer schnell fortschreitenden Digitalwelt mit uns atmen. Alles nur Örtliche, alle flüchtigen Erzeugnisse des Zeitenwandels, auch alle bloss modische Schönheit und sektiererische Gesinnung, alle dressierten Leidenschaften und fleissig erlernte Grazie werden durch Pat Porteniers Arbeiten zu Seifenblasen der Allegoristen.

Sein gewaltloser Blick auf die Welt macht den Betrachter zu einem Mitgestalter, erlöst die im Dunkel Verborgenen durch Wahrnehmung und Sichtung. Es ermöglicht ein Zwiegespräch mit einer Welt, die anderen Gesetzen angehört und eine Erweiterung unseres begrenzten Denkens notwendig macht.

dd

Basel/Dornach

Anfang Mai 2019